Vor ein paar Tagen hatte ich euch schon angekündigt, dass ich die Inhalte auf meinem Blog um Filme und Serien erweitern möchte, da ich in den letzten Monaten kaum zum Lesen kam, dafür aber umso mehr Filme und Serien schauen konnte. Heute ist es soweit, indem ich euch eine der in meinen Augen besten Serien vorstellen möchte. Ich habe sie innerhalb weniger Monate (immer maximal 2 Folgen pro Abend) verschlungen und bin immer noch hin und weg. Jedesmal, wenn ich über diese Serie und ihren Inhalt nachdenke bekomme ich Gänsehaut und habe sofort verschiedenste Bilder im Kopf, die sich regelrecht eingebrannt haben. Viel Spaß beim Lesen der Besprechung.
Hat jeder die Anlage ein Walter White zu sein?
Walter White, wer diesen Namen hört bekommt entweder Gänsehaut oder dreht sich weg, weil er es nicht mehr hören kann/will. Wer diesen Namen hört, weiß, um was es geht und über was man reden möchte. Walter White ist schon nach kurzer Zeit zu einer Art Ikone geworden. T-Shirts werden verkauft, auf denen sein Konterfei (mit Sonnenbrille und Hut) abgebildet ist oder auch schlicht das Logo der Serie selber. Alles geht weg wie geschnitten Brot. Gibt man bei bekannten Suchmaschinen diesen Namen oder alternativ Breaking Bad ein (die Serie, in der Walter White die tragische Hauptrolle spielt), überschlagen sich 99% der Beiträge mit Lobeshymnen auf diese Serie. Doch warum? Am Ende ist es doch nur Fernsehen, eine Serie, die eine Geschichte über einen krebskranken Chemielehrer erzählt, der anfängt Meth zu kochen und es zu dem Zweck zu verkaufen, damit seine Familie versorgt ist, wenn er nicht mehr lebt. Ist das spannend oder kann das weg? Steckt da mehr dahinter? Zum Beispiel die Frage, was es aus einem Menschen macht, der an der Macht schnuppert, wenn ihm diese in den Schoß fällt oder wie seine Umwelt darauf reagiert, wie er sich verwandelt. Oder die Frage nach Schuld und Moral. Wird das in dieser Serie beantwortet? Das sicher nicht für alle zufriedenstellend, aber es wird dem Zuschauer näher gebracht und zwar mit einer Wucht, die kaum zu ertragen ist, da der anfänglich gutmütige Charakter sich zu einem solchen Arschloch und Tyrann entwickelt, dass man ständig in seiner Meinung schwankt, ob man das, was Walter widerfährt noch als tragisch bezeichnen kann oder als gewolltes fahren in einen dunklen Tunnel, bei dem man nicht weiß, was für ein Charakter auf der anderen Seite einen erwartet. Diesen Punkten möchte ich mit meiner ersten Serienbesprechung auf meinem Blog nachgehen, denn diese Serie habe ich vor einigen Wochen fertig gesehen und süchtig am Stück innerhalb weniger Wochen verschlungen. Es war wie ein Sog, der sich nach und nach entfaltete und dem ich mich, wie so vielen, nicht entziehen konnte. Zum Glück konnte ich die Folgen alle hintereinander weg genießen und musste nicht monatelang auf die nächste Staffel warten, da manch fieser Cliffhanger auf den Zuschauer wartete. Anfänglich noch ein wenig lahm und unsicher in seiner Machart, entwickelt sich die Serie von Folge zu Folge zu einer Instanz, die meine Sehgewohnheiten verändert hat, indem die Produzenten eine Mischung aus Musik, Kameraeinstellungen und Charakterentwicklung einführen und beständig verfeinern, dass einem immer wieder der Mund offen stehen bleibt vor Erstaunen. Doch dazu später mehr.
Walter White, ein Chemielehrer aus der Stadt Albuquerque, feiert seinen 50.Geburtstag. Er wird als gescheiterte Existenz dargestellt, dessen Liebes- und Berufsleben brach vor ihm liegt, obwohl alles so vielversprechend begann. Er war an einer Firma beteiligt, für die er Anteile besaß und für die er mit brillanten Ideen das Geschäft ankurbelte. Doch er überwarf sich mit seinen Geschäftspartnern aus Gründen, die man erst später erfährt, verkauft aus falschem Stolz seine Anteile und gibt sein Wissen von da an als Chemielehrer weiter. Umso verbitterter wird er, als das Unternehmen seiner ehemaligen Partner danach richtig gut läuft und diese richtig viel Geld damit verdienen. Walter dagegen fristet ein kümmerliches Lehrerdasein und muss sein Gehalt mit Nebenjobs aufbessern. Dazu arbeitet er in einer Waschanlage, wo er von seinen Schülern, die dort ihre Autos waschen lassen, verhöhnt wird. Seine Frau Skyler versucht zusätzlich Geld in die Familienkasse zu spülen, indem sie diverse Dinge aus dem Haushalt bei ebay verkauft. Auch das mit nicht so richtig durchschlagenden Erfolg.
Kurz nach seinem Geburtstag kollabiert Walter in der Waschanlage und bekommt als Nichtraucher die Diagnose Lungenkrebs. Die Kosten, die diese Krebstherapie verursachen würde, bezahlt Walters Krankenkasse nicht. Und auch das Angebot seines ehemaligen Geschäftspartners, die Kosten zu übernehmen, schlägt er aus. Sagt aber seiner Frau das Gegenteil, denn in Walters Kopf reift ein Plan, der die Basis für die Serie legt und auf dessen das Umschlagen in einen bösartigen Charakter ausgelegt ist. Er will das Geld für die notwendige Therapie durch das Kochen von Meth reinholen. Dazu braucht er aber Unterstützung, denn ihm fehlen die Kontakte in die Szene. Sein Schwager Hank, der bei der Drug Enforcement Assosiaction (DEA) arbeitet, hat ihn zu seinem Geburtstag versprochen, ihn mit zu einem Einsatz mitzunehmen. Dort heben die Beamten ein Drogenlabor aus und Walter erkennt einen ehemaligen Schüler von sich, der sich bei der Stürmung des Gebäudes entkommen kann. Diesen Jesse Pinkman sucht er wenig später auf und unterbreitet ihm den Vorschlag mit der Drogenzubereitung und dem Verkauf. Pinkman ist aber ein Junkie, wie er im Buche steht und damit eine Gefahr für die Umsetzung von Walters Plan.
Ab hier Spoiler für den weiteren Verlauf der Serie! Wer sich also unbedarft mit den Machenschaften Walter Whites auseinandersetzen möchte, der schaue zum Endfazit und lässt sich von der Serie entweder faszinieren oder findet sie abstoßend.
Will man sich dem Phänomen Breaking Bad nähern, so muss man das Pferd eigentlich von hinten aufzäumen, denn eigentlich gewinnt die Serie erst mit fortlaufendender Dauer an Qualität und Stringenz. Anfangs, besonders in der ersten Staffel, plätschert es eigentlich doch eher gemächlich dahin, ist eher normale Fernsehkost, mit einem vielleicht ungewöhnlichen Thema und einigen Szenen, die bei manchen ihre Ekelgrenzen sicher verschoben hat (Stichwort: Badewanne) und steigert sich erst von Staffel zu Staffel mit einer Konsequenz, die ich so noch nicht im Fernsehen gesehen habe. Bis es zum bitteren Ende kommt, welches in meinen Augen ganz großes Kino ist, denn der Knalleffekt kommt nicht, wie man es vermuten würde in der letzten Folge (die mehr eine Art Epilog ist), sondern zwei Folgen vorher. Da bekommt der Zuschauer die volle Wucht dessen zu spüren, was Walter durch sein Handeln alles eingerissen hat. Dabei schließt sich der Kreis, denn der ursprüngliche Plan, für seine Familie vorzusorgen, ist gründlich danebengegangen und wurde mit Opfern bezahlt, die keiner mehr zurück holen kann.
Was macht die Serie nun also so faszinierend?
Das Spiel mit den moralischen Grenzen.
Werden zu Beginn Figuren vorgestellt, allen voran Walter, die ein scheinbar normales Leben mit den ganz normalen alltäglichen Problemen führen und die einem in Abstrichen sympathisch sind, werden sie im weiteren Verlauf der Serie, getrieben durch ihre Handlungen und das Überschreiten der moralischen Grenzen, zu Unsympathen, bei denen es einem immer schwerer fällt, mit ihnen mitzufiebern. Anders als zum Beispiel bei Dexter, wo einem das Handeln der Hauptfigur noch schmackhaft gemacht wird, indem er nur die bösen Buben ins Jenseits befördert, ist es bei Breaking Bad eine andere Hausnummer. Dabei meine ich nicht mal das Drogen kochen und verkaufen, auch wenn das in dieser Serie meist sehr lässig inszeniert wird, sondern eher die Skrupellosigkeit, die sich Walter nach und nach aneignet, dabei alle Bedenken und deren Verkünder ignoriert und sich mehr und mehr in ein Ekel verwandelt, der nur noch nach seinen Prinzipien handelt. Es wird dem Zuschauer jedoch nicht einfach gemacht, diesen Walter nicht zu mögen, doch zum Ende hin wünscht man ihm nur noch seine gerechte Strafe.
Der Humor
Bei aller Ernsthaftigkeit, die die Serie vorgibt, ist es auch vornehmlich der Witz, der Sarkasmus und die teils slapstickartigen Szenen, die das Geschehen auflockern. So zum Beispiel als Walter und Jesse sich in der zweiten Staffel in die Wüste zurückziehen, um in ihrem mobilen Drogenlabor zu kochen und Jesse dabei die Schlüssel nicht von der Zündung abzieht. Die sich daraus ergebende Situation als beide erkennen, dass die Batterie leer ist und sie festsitzen, ist einfach köstlich in den Dialogen und in der Szene allgemein. Das zieht sich insgesamt durch die komplette Serie und steht im kompletten Kontrast zu der Gewalt, die in Spitzen auftaucht und schockiert. Die meisten Lacher hat dabei Saul Goodman auf seiner Seite, der als Anwalt wider Willen Jesse und Walter unter die Arme greift und der genial von Bob Odenkirk verkörpert wird.
Die Schauspieler
Auch hier – kaum Ausfälle, besonders nicht bei den Hauptdarstellern. Allesamt spielen sie ihre Rollen authentisch und bis an die Schmerzgrenze des Ertragbaren. Über allen steht natürlich Bryan Cranston, der sich förmlich in diese Rolle reinsteigert und bis zur Perfektion auf den Bildschirm zaubert. Seine Figur des krebskranken, drogenkochenden Chemie- Genies, der sich langsam aber sicher von seinen Machtinstinkten treiben lässt und krachend daran scheitert, weil er eigentlich davon keine Ahnung hat, scheint ihm auf den Leib geschrieben und man ist bei seiner Performance ständig hin- und hergerissen zwischen „soll ich das jetzt gut finden, was er macht?“ und „richtig so, tritt ihm so richtig in den Hintern“. Der restliche Cast muss sich aber nicht dahinter verstecken. Vor allem Aaron Paul als Jesse Pinkman und Dean Norris als Walters Schwager Hank Schrader nicht, die sich auch so richtig die Seele aus dem Leib spielen. Jesse empfand ich am Anfang noch ein wenig blass, aber er steigert sich von Staffel zu Staffel immer mehr und kann einem, eigentlich als einzige Figur in dem ganzen Ensemble, nur leidtun, da er ohne es richtig zu wollen in Situationen gebracht wird, aus denen es keinen Ausweg mehr gibt. Dean Norris stärkste Szene war, als er in der dritten Staffel von den zwei Killern umgebracht werden soll und er dabei gewarnt wird. Wie er diese Anspannung und Nervosität spielt ist einfach grandios und unnachahmlich. Man könnte natürlich auch noch Dutzend andere Szenen aufzählen, die ebenfalls alle groß gespielt sind und mir die Tränen in die Augen getrieben haben – vor Lachen oder vor Schmerzen beim Zusehen. Klar gibt es in dieser Serie auch Leerlauf, der aber von sehr guten bis großartigen Leistungen abgefangen wird.
Der Aufbau der Geschichte und das Näschen, wann man aufhören sollte
Wann wird eine Serie richtig groß? Wann schöpft sie ihr bestes Potential aus? Meistens mittendrin. Man hat sich an die Figuren gewöhnt, weiß, wie sie ticken und was sie antreibt. Man ist mitten in der Geschichte gefangen und kann es kaum erwarten wie es weiter geht. Wenn es ganz groß werden soll, muss der Aufbau der Story so sein, dass alles irgendwie aufeinander aufbaut, auch und vor allem staffelübergreifend. Da stecken dann in Staffel 2 Überlegungen drin, die in den darauffolgenden aufgegriffen werden können. Klar passieren Anschluss- oder Logikfehler, aber man bleibt insgesamt am Ball. Bei Breaking Bad haben sie das besonders gut hinbekommen. Es sind zwar einzelne kleine Abschnitte, die nicht ganz konsistent sind, aber der große Rahmen der Erzählung ist es und das lässt einem am Ball bleiben. Wie alles aufgebaut und dann wieder eingerissen wird, sieht man nicht oft im Fernsehen oder Kino. Auch die Wahl des Zeitpunktes, wann Schluss ist, wurde perfekt gewählt. Meist nutzt sich das Konzept einer Serie auch ab und spätestens ab Staffel xy wiederholt es sich nur noch (siehe Akte X, Dexter, Californication als Beispiele die ich persönlich kenne und die ihr Limit überschritten hatten). Es gibt keine neuen Impulse und der Abschluss wirkt nur noch unbefriedigend. Nicht so bei Breaking Bad. Die Fieberkurve steigt unerlässlich an und man kommt kaum zum Luft holen. Ständig lauert irgendwo eine Gefahr oder das Treiben von Walter wird durch seinen Schwager wird aufgedeckt. Als das passiert kommen noch 8 Folgen, in denen es nochmal ans Eingemachte geht und alles, was vorher passierte oder durch Walter in die Wege geleitet wurde, ihm selbst auf die Füße fällt. Mir persönlich gefallen solche negativen Enden sehr – kein Friede, Freude, Eierkuchen zum Schluss, sondern nur noch verbranntes Gelände und keiner, der auch nur ansatzweise gut aus dieser Geschichte raus kommt.
Der Stil (Musik, Kamera, Schnitt etc.)
Es wurde ein Stil etabliert und bis zum Schluss durchgezogen und der weiß zu begeistern. Manche würden es als gewöhnlich bezeichnen, aber mir gefielen vor allem die Aufnahmen. Weite Landschaftsaufnahmen, skurrile Kamerafahrten, Schnitt“massaker“ unterlegt mit cooler Musik und auch gewisse Perspektiven, die das ganze Szenario in unterschiedliche Blickwinkel setzte. Jede Folge war auf ihre Art eine Augen- und Ohrenweide (manchmal mehr, manchmal weniger) und ich persönlich konnte mich daran nie satt sehen.
Fazit
Eine Serie, wie es sie selten gibt (Vergleichsmöglichkeiten fehlen mir noch – gerade, was aktuellere Serien anbelangt). Ein Genuss für Auge und Ohr mit einer Geschichte aufwartend, die dem Titel entsprechend ihre erwarteten Bahnen geht, aber trotzdem immer wieder zu überraschen weiß. Um es knackig zu machen: Für mich persönlich eine der besten Serien aller Zeiten, bei der es schwer wird, diese zeitnah zu toppen. Um noch die Eingangsfrage zu beantworten: Ich glaube ja. In jedem von uns steckt ein Walter White. Es muss nicht in der Drogenküche enden, aber wenn sich die Ungerechtigkeiten des Lebens häufen und dann nur noch der zündende Funke (z.B. die Krebserkrankung) fehlt, sind die meisten Menschen bereit, dass äußerste zu tun, um die Ungerechtigkeiten durch extreme Taten zu tilgen und es allen zu zeigen, dass man mehr wert ist.
Ich hab die Serie vor einigen Monaten zu Ende gesehen (als Collection auf BluRay gekauft und deshalb quasi auch am Stück geschaut). Ich bekam bei der zweiten Staffel Zweifel, ob mich das Ganze nicht bald langweilt, war aber erleichtert, dass sich die Serie danach meines Erachtens bis zum Schluss durchgehend gesteigert hat. Sehr gut fand ich als Figuren auch noch Gustavo Fring und – natürlich – Mike!
Amüsant fand ich auch einen Vortrag von Donna Nelson, der wissenschaftlichen Beraterin der Serie, die erzählte, dass sie anfangs etwas überfordert war mit den Anfragen. Die Macher wollten wissen, wieviele Hektoliter an Ausgangsmaterialien man für soundsoviel Kilo Meth braucht…obwohl sie selbst doch immer nur im Milliliter-Maßstab arbeitet :-)
Dein Beitrag bricht übrigens etwas abrupt ab ;-)
LikeLike
Die zwei genannten Charaktere darf man natürlich nicht unterschlagen, vor allem Fringe. Ich hatte sie nur nicht weiter erwähnt, da ich nicht wusste, wie diese Figuren das Gesagte noch untermauern könnten.
Mit abrupt meinst du das Fazit? Das war teilweise so gewollt – knackiges Schlusswort :-)
LikeLike
Ich mag präzise Schlussworte, aber irgendwie hat der begonnene Satz kein Ende: „Für mich persönlich eine der besten Serien aller Zeiten, bei der es schwer wird, diese zeitnah zu toppen. Um noch die Eingangsfrage zu“. Ich vermute, dass die Antwort auf die Eingangsfrage irgendwie verloren gegangen ist ;-)
LikeLike
Stimmt, danke für den Hinweis, wollte ich noch schreiben und wurde unterbrochen. Wird noch vervollständigt ;-)
LikeLike