[Sonntagsleserei]: Januar 2016

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Das neue Jahr. Kaum angebrochen und schon ein Zwölftel wieder verflogen. Das geht mir alles schon wieder viel zu schnell. Die Jahresrückblicke sind verstaut und weggeräumt, da kommen schon einige mit Frühjahrsvorschauen, Leipziger Buchmesse und derlei Dingen, die wärmere Zeiten versprechen. Dabei stecken wir doch noch mitten im Winter fest. Und ihr habt in den zurück liegenden Tagen wieder ordentlich Gas gegeben. Da wollten einige ihre Altlasten an Besprechungen aus 2015 loswerden und hatten über die Weihnachtszeit viel Zeit zum lesen und es sammelten sich dementsprechend viele Rezensionen an. Das führte zwangsläufig zu vielen wunderbaren Besprechungen, die ich für die Vorauswahl auf ca. 30 eingegrenzen musste. So sind zum Beispiel alle Besprechungen von „Das Schiff des Theseus“ über Bord gegangen, so schön oder umfangreich sie ausgearbeitet wurden, und noch einige andere, wunderbare Rezensionen zu Büchern, die mich letztendlich nicht interessierten. Welche von den 30 Artikeln es letztendlich geschafft haben oder ob ich für Januar alle durchgeboxt habe, davon könnt ihr euch nun im folgenden überzeugen.

Buchpaten adé

Gleich der erste Beitrag ist für mich der erste Aufreger des Jahres und zeigt wieder einmal, wie pauschalisierend über Literaturblogger gedacht wird. Es ging in diesem Beitrag um die Bloggerpaten der Leipziger Buchmesse, die letztes Jahr erstmalig eingeführt wurden und in meinen Augen ein guter Einstand waren, bei allen Dingen, die nicht so gut gelaufen sind. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Büchern fand auf einem guten, wenn nicht sogar hohem Niveau statt. Anscheinend empfanden das weder die Organisatoren so noch das Lesekabinett Leipzig, aus dessen Feder der Beitrag „Experiment Bloggerpaten ist zunächst gescheitert“ stammt und in dem der Autor Verständnis für diese Entscheidung zeigt. Ich finde im Gegenteil, dass man hier eine wunderbare Möglichkeit verschenkt, neue Dinge auszuprobieren. Statt dessen wirft man die Flinte nach dem ersten, vielleicht durchwachsenen, aber doch ambitionierten Versuch mit fadenscheinigen Begründungen gleich wieder ins Korn. Alle Beiträge, die ich letztes Jahr von den Bloggerpaten las, waren gut geschrieben und haben sich meiner Meinung mit den jeweiligen Werken auseinandergesetzt. Es wäre schön, wenn es für 2017 eine Wiederauflage geben würde.

Das Debüt lobt einen Preis aus

Der Blog „Das Debüt“ hat sich vorgenommen einen neuen Buchpreis zu initiieren, der sich auf Debütromane sowohl im Print- als auch im elektronischen Bereich konzentriert und somit in der Landschaft der Buchpreise einen Neuen installieren möchte. Das Besondere daran wird aber sein, dass sich die Jury aus Litarturbloggern zusammen setzen wird. Die Bedingungen, wer in der Jury sitzen darf und was diese Jury macht, könnt ihr in dem Beitrag „Bloggerpreis für Literatur“ beziehungsweise in den Links, die daran angeschloss sind, nachlesen.

Textkorrektur, braucht man das? Antworten von Autoren und Lektorinnen zum Thema Lektorat

Der Blog zum Verlag von Edel&Electric ging diesen Monat der Frage nach, ob es ein Lektorat noch braucht. Initiiert wurde diesr Interview- und Diskussionsbeitrag durch die Eigenverlegerin Anja Bagus, die für sich die Frage damit beantwortete, dass ein Lektorat für sie Zeitverschwendung wäre und sie darauf verzichtet. Der Beitrag „Brauchen wir ein Lektorat?“ darf gerne besucht werden und die Diskussion dazu ist erwünscht.
Meine Meinung dazu ist, dass es ein Lektorat ganz zwingend braucht und das dies auch ein Qualitätsmerkmal für ein gutes Buch sein kann (nicht muss). Gerade die Möglichkeit an der Sprache zu feilen und einem Text Kontur zu verleihen, wenn man es gut macht, kann einem Buch noch den richtigen Schliff geben. Außerdem ist es gut für die Kritikfähigkeit des Autors andere Meiungen zu seinem Text zuzulassen Für mich kann ich die Frage, ob es ein Lektorat noch braucht, eindeutig mit einem Ja beantworten.

Gespräche

Zwei Interviews aus dem Januar möchte ich euch nicht vorenthalten.
Zum einen begann der Blog Wolkenweiss eine Interviewreihe, die das Thema Zusammenarbeit zwischen Blog und Verlag durchnimmt. Den Anfang macht dabei „Ute Nöth vom Hoffmann und Campe – Verlag“. Mittlerweile ist auch schon ein zweiter Teil der Interviewreihe auf dem Blog erschienen. Das zweite Interview ist auf der Internetseite des Börsenblattes erschienen und wurde mit dem Verleger des Matthes&Seitz- Verlages, Andreas Rötzer geführt. In „Nachahmer sind die schönste Bestätigung“ erfahrt ihr einiges über Verlagsarbeit und was das erfolgreiche Jahr 2015 für Auswirkungen auf das laufende Jahr haben wird und einiges mehr, ein sehr interessantes Gespräch.

Frühlingsvorschau

Wie jedes Jahr bringt euch Petra von Elementares Lesen einen spannenden Überblick über die Früjahrsneuheiten im Sachbuchbereich. In „Vorfreude für Leseratten – Teil I“ (und den anderen Teilen, die auch schon veröffentlicht sind), könnt ihr euch über darüber informieren, welche spannenden Sachbücher dieses Frühjahr erscheinen werden.
Das Team von We read Indie hat auch wieder spannende Tipps parat, wie ihr den Indie- Verlagen unter die Arme greifen könnt. Da sind auch wieder einige spannende Tipps dabei. Ich teile die „Vorfreude auf den Indie- Frühling“ gern.

Vergleich

Anna von Buchpost hat sich im Januar die Mühe gemacht und die Autobiographie von Agatha Christie im Original und in der deutschen Übersetzung miteinander verglichen. Ein spannender Vergleich zwischen „Original und Übersetzung“.

Aufgezählt

Sophie von Literaturen und Tobi zusammen mit Mari von Baby, Kind und Meer haben in diesem Monat jeweils einige Bücher in einem Beitrag zusammengefasst, die man gelesen haben sollte.
„Sophie hat sich den Erzählungen gewidmet und 10 Bücher vorgestellt, die man unbedingt kennen sollte“. Da ich in den letzten Wochen auch ein paar Erzählungen gelesen habe, kommt mir diese Liste gerade recht.
Tobi und Mari dagegen stellen 12 Kinderbücher vor, die vor allem Tobis Anspruch, Klassiker vorzustellen, gerecht werden. Mir fehlt da noch der Erich Kästner, der auch sehr schöne Kinderbücher geschrieben hat, aber diese Liste hat mir auch sehr viele Tipps gegeben, die ich noch nicht kannte oder bei denen es sich lohnt, diese wieder zu entdecken. Gerade als zweifacher Papa bin ich dankbar um jeden Buchtipp, denn gerade der Kinderbüchermarkt ist überschwemmt mit sehr viel Mittelmäßigkeit. Die Liste findet ihr unter „12 wundervolle Kinderbücher“

Knausgard

Ich habe bisher den ersten Teil von Karl-Ove Knausgard als Taschenbuch im Schrank stehen. Mara von buzzaldrins ist da schon weiter und stellt den aktuellsten Teil seiner „Autobiographie“, Träumen, vor. Ihre Begeisterung für diese Bücher ist echt ansteckend und man würde am liebsten sofort in die Knausgardwelt eintauchen. Ich hebe mir das noch ein wenig für später auf und lasse die Vorfreude wachsen, lese aber die Besprechungen von Mara zu diesen Büchern immer wieder mit Freude.

Eine Verschwörung ist im Gange

Caterina von Schöne Seiten stellte im Januar Richard Schuberths „Chroniken einer fröhlichen Verschwörung“ vor. Dieses Buch hatte ich letztes Jahr auch schon angelesen und es hatte mir nicht zugesagt, aber nach dieser begeisterten Besprechung kann ich nicht umhin, demnächst einen zweiten Versuch zu wagen.

Dänische Gendergeschichten

Auf gleich zwei Blogs wurde David Ebershoffs „The Danish Girl“ besprochen, welches durch seine Verfilmung derzeit in aller Munde ist und man keinen treffenderen Hauptdarsteller finden konnte.
Kathrin von Phantasienreisen und Arndt von Astrolibriumstellten das Buch vor und sind beide begeistert.

 

„Wenn ich könnte, würde ich jedem einzelnen Menschen ein Exemplar des Buches in die Hand drücken“ (Kathrin)

 

 

„Ebenso sehr liebe ich auch den Roman. Gefühle tragen die Handlung, Bilder werden greifbar und die sanft anmutende Erzählweise lässt die Mauern des Nicht-Verstehens einbrechen.“ (Arndt)

 

Doppelpack aus Osteuropa

Immer, wenn es um Literatur aus Osteuropa geht hat Ilja von Muromez seine Finger im Spiel. Das, was er aus dem Osten Europas vorstellt reicht aus, ganze Regalmeter der heimischen Bibliothek zu füllen. Im Januar gab es zwei Romane, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. In Vladimir Nabokovs „Der Späher“ geht es um Experimentierfreude, um kriminalistisches Gespür und nicht zuletzt um eine Zeit beziehungsweise eine Stadt die uns längst eine Unbekannte ist.

 

„Zum Schluss, spätestens dann fällt es wie Schuppen von den Augen, verbindet Nabokov die Dimensionen, erklärt dem Leser und dem Hauptcharakter was Sache ist. Dabei greift er tief in die Trickkiste, denn gerade dieses Nebeneinander und das Zusammenführen der Perspektiven macht die Verlockung aus – dies aufzudröseln, zu entschlüsseln, zu entwirren.“

 

Der zweite Roman ist „Koma-Prinzessin“ von Bogdan B. Rusev ein eher lauer Krimi für zwischendurch den man mal lesen kann, aber nicht muss.

 

„Insgesamt handelt es sich, um einen durchschnittlichen Kriminalroman, der wie ein Nutella-Brot ist. Das man sich gerne nebenbei reinzieht, das aber nicht satt macht und für Leute, die auf Kohlenhydrate (bzw. Krimis) verzichten, ohnehin nichts ist.“

 

 

In der Kürze liegt die Würze

Claudia von Das graue Sofa stellt Verena Luekens „Alles zählt vor, eine Art Krebsroman der besonderen Art. Klingt verheißungsvoll, aber auch schwermütig.
Einen einzelnen Erzählband stellt uns Sophie von Literaturen mit“ Kurze Berührungen mit dem Feind“ von Saïd Sayrafiezadeh vor.
Bei Tobi und seinen Lesestunden bekommen wir das in der Edition Büchergilde erschienene „Über Bord“ von Rudyard Kipling in gewohnt professioneller Weise präsentiert.
Frank Duwald entzückt auch wieder mit einem spannenden, abseitigen Buchtipp. Allein das Cover von Frank Hebbens „Der Algorithmus des Meeres“ ist den Kauf wert.
Zu guter Letzt nimmt uns der Kaffeehaussitzer Uwe noch mit auf eine Reise durch die Zwischenwelt nach „Morgenland“ von Stephan Abarbanell.


Nun bleibt nur noch, euch eine wunderschöne erste Februarwoche zu wünschen. Viel Spaß bei den Büchern, die vor euch liegen und bei den Besprechungen zu den Büchern, die ihr schon hinter euch habt.

Weitere Sonntagsleser und Monatsrückblicker


Notizhefte mit dem Netzalmanach
Schöne Seiten mit der Netzrundschau
Buchpost mit dem Blogbummel (Teil 1)
Kathrin von Phantasienreisen

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8 Kommentare zu „[Sonntagsleserei]: Januar 2016

Gib deinen ab

  1. Marc, ich bin gerade sehr erleichtert! :D Mein Sonntagsleser-Beitrag, der am 7.1. erscheint, ist außergewöhnlich lang geworden. Dass ich damit aber dann nicht allein bin und es kein subjektives „Gut-Finden“ der einzelnen Artikel war, sondern – wie dein Beitrag bestätigt – im Januar wirklich viel und großartig gebloggt wurde, beruhigt mich.

    Der ein oder andere Artikel wird auch in meinen Empfehlungen auftauchen (z.B. Tobis Beitrag zu „Über Bord“), anderes habe ich erst durch deinen Beitrag entdeckt. Zu letzterem gehört zum Beispiel der Artikel zur Frage nach dem Lektorat (Ja, natürlich ist sowas auch in Zukunft nötig!!!).

    Was die Buchpaten betrifft: Das Argument hinsichtlich der Sachbücher kann ich irgendwie verstehen, aber das Projekt komplett zu kippen, halte ich auch für falsch. In diesem Jahr hat es durch die Blogger so einen großen und breiten Diskurs zum Buchpreis gegeben und zwar nicht nur auf den Blogs, die deutsche Gegenwartsliteratur als Schwerpunkt haben, sondern auch auf Blogs mit anderen Schwerpunkten, die u.a. auch Zielgruppen haben, die sich ansonsten vielleicht weniger mit dem Buchpreis auseinandergesetzt hätten. Vielleicht überdenkt die Leipziger Buchmesse das ganze Projekt ja noch einmal und es gibt 2017 einen neuen Versuch…

    Liebe Grüße
    Kathrin

    PS: Tausend Dank für die Verlinkung zum Dänischen Mädchen (sowohl auf meinem Blog als auch bei Astro Librium). Bei solchen Herzensbüchern freue ich mich besonders, wenn sie viel Aufmerksamkeit erhalten.

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    1. Ich musste sehr stark aussortieren, sonst wäre der Beitrag gar nicht fertig geworden. Ich schätze, dass es um die 50 Beiträge waren, die ich insgesamt gesichtet habe.
      Bin gespannt, was du so raus gepickt hast.

      Gruß
      Marc

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  2. Lieber Marc,
    da hast Du ja eine riesengroße Liste an besproechenen Titeln und schönen Beiträgen zusammengetragen. Und vielen Dank dafür, dass Verena Luekens „Alles zählt“ dabei sein kann.
    Viele Grüße, Claudia

    Gefällt 1 Person

  3. Herzlichen Dank für das herzliche Zitieren aus einer Rezension, die wahre Herzensangelegenheit ist. Filmfans sollten einen herzergreifenden Blick ins Buch werfen. Es endet konsequenter als die wundervolle Adaption im Kino. Mehr verrate ich nicht, aber wer sich Lili Elbe durch den Film ein wenig verbunden fühlt, sollte bei ihr sein, wenn ihr Weg in Dresden endet.

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    1. Vor allem war mir gar nicht bewusst, dass die Geschichte auch eine Station in Dresden (meiner Heimat, fast) hat. Werde mir auf jeden Fall den Film mal anschauen und das Buch im Hinterkopf behalten.
      Gruß
      Marc

      Gefällt 1 Person

      1. Die Station in Dresden ist für mich biografisches Lesen und Schauen. Es gibt eine Verbindung zu dieser Stadt. Wer mich kennt, weiß, was ich meine.

        Lili Elbe und die Elbe – Der Balkon von Europa. Nicht leicht, das zu sehen. noch schwerer, es zu lesen.

        Dresden halt….

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