Warum lesen?
Sandro Abbate hat auf seinem Blog Novelero einen lesenswerten Beitrag zu der Frage, warum er überhaupt liest, geschrieben. In bestimmten Punkten erkannte ich mich in diesem Text wieder und spürte ebenfalls das Verlangen, wie es andere Blogger schon vor mir taten (Verlinkungen sind in Sandros Beitrag zu finden) und auch noch tun, diese einfache Frage in einen Text für euch zu gießen. Dieser Text ist somit quasi mein Mai- Sonntagsleserbeitrag, der sich mit ebenjener Frage beschäftigen soll: „Warum lesen?“. Allgemein, persönlich und der sich auch an euch richtet. Wie steht ihr zum Lesen? Wie seid ihr dazu gekommen? Ist es für euch eine eher einsame Angelegenheit oder seid ihr in eurem Umkreis damit nicht allein? Habt ihr früher die Bibliothek geplündert oder wurde euch vorgelesen? Ist der Drang, sich dem geschriebenen Wort hinzugeben, aus euch selber heraus entstanden. Ich würde mich freuen, euch vielleicht ebenfalls zu einem Beitrag inspirieren zu können, die Sandro dann verlinken kann oder eine Antwort zu entlocken. Auf geht’s.
Über Mickey Maus zur Belletristik
Ich habe mich nie als besonders großen Vielleser gesehen. Eher so ein Mittelding aus einem Menschen, der ab und zu mal ein Buch aus dem Regal zieht und dem, der sich mit Leidenschaft in einen Text verlieren kann. Beides habe ich irgendwie in mich vereint. Dabei habe ich immer noch meinen Opa im Ohr, der, wenn es hieß im Haushalt mit helfender Hand anzupacken, immer sagte „ Lass mal den Jungen seine Nase in die Bücher stecken“. Das war zwar damals mehr auf die Fachbücher bezogen, als ich mich mit Schwingungsgleichungen, partiellen Differentialgleichungen und Spannungsberechnungen rumgeschlagen habe, aber man kann diesen Satz auch auf die literarischen Bücher anwenden. Meist bekomme ich von der Außenwelt gesagt, dass ich wie ein Wahnsinniger Bücher gelesen habe und das auch immer noch mache. Im Vergleich zu manch anderen Viellesern sicher in einem langsameren Tempo, aber damit erzeuge ich in meinem persönlichen Umfeld immer noch Erstaunen über das erhöhte Maß an Büchern, welches durch meine Finger wandert. Meistens schaue ich die Leute dann verdattert an und denke, dass sie einen anderen meinen, aber doch nicht mich. Dann werden Situationen aufgezählt, bei denen ich ein Buch in der Hand hatte – bei WG- Partys, wo munter durcheinander gequatscht wurde und ich in aller Ruhe ein Buch in der Hand, oder im Schwimmbad, in dem sich alle im Wasser rumtollten, nur ich saß als Wasserverächter mit einem Buch auf der Decke. Doch es entsteht bei mir immer die Frage, wie es soweit kommen konnte mit dem Lesen, denn, und hierbei werden die Parallelen zu Sandros Beitrag deutlich, in meinem elterlichen Haushalt waren Bücher nicht unbedingt die überpräsenten Dinge, die man im Schrank fand. Da gab es eher VHS-Kassetten und Zeitschriften und wenn es mal ein Buch war, dann eher etwas über den zweiten Weltkrieg oder irgendwelche Ratgeber. Literarisches? Eher Fehlanzeige.
Was trieb mich also an? War es Realitätsflucht? Ein innerer Drang, lesen zu wollen? Eher weniger. Ich wollte mich in jede mögliche Geschichte stürzen, die mir in die Finger kam, konnte davon nicht genug bekommen. Alles fing mit den Lustigen Taschenbüchern an, die zu damaligen Wendezeiten auch zu uns in die Zone schwappten. Während in unserem Haushalt eher die Bild- Zeitung, die MoPo oder irgendwelche TV- Vorschaublätteemit praktischen Tipps für zwischendurch Einzug hielten (übrigens eine wunderbare WC- Lektüre), fieberte ich mit Dagobert, Donald und Mickey um die Wette, wenn sie gegen Gundula oder die Panzerknacker vorgehen mussten. Danach folgten eher Fantasygeschichten von Wolfgang Hohlbein und John Sinclair- Gruselhefte, die ich verschlang, bis die Dämonen gute Nacht zum Tag sagten (zu Spitzenzeiten müssen es wohl an die 500 Hefte gewesen sein, die ich mein Eigen nannte). Irgendwann kamen auch anspruchsvollere Sachen ins Haus, doch bis dahin dauerte es eine Weile. Und nun sitze ich hier und schreibe auch noch über das, was ich lese – verrückt.
Insgesamt kann ich es mir nicht erklären, warum ich lese. Es gab und gibt viele Faktoren, die es eigentlich hätten verhindern müssen. Da wären zum einen die vorgelebten Tätigkeiten im Elternhaus und Lesen gehörte eindeutig nicht dazu oder meine eigenen Interessen, die sich auch immer um die Medien Film (meist Horror) und Musik (elektronische) drehten. Ebenfalls hatte ich nicht das Glück, wie es Sandro bei sich beschreibt, und hatte Großeltern, die viele Bücher besaßen. Warum bin ich also eine Leseratte und warum sollte man lesen? Weil es Spaß macht, weil es die Fantasie anregt, weil man sich in die verschiedensten Welten und Figuren versetzen kann, weil man andere mit dem Lesen anstecken kann, weil es cool aussieht, mit einem Buch in der Hand (wahlweise geht auch ein ebook) irgendwo zu warten, weil man endlos über Bücher diskutieren kann und dabei (fast) nie dieselbe Meinung existiert, weil die Geschichten einen auch nach dem Lesen begleiten (mal mehr, mal weniger), weil Bücher schick aussehen im Regal, weil man sich auf jedes neue Buch freut, wie ein kleines Kind, weil…– es darf gerne ergänzt werden.
Es gab eine Zeit, da habe ich mich nicht so an diese ganzen Begründungen gehalten und bin mehr den anderen Interessen nachgegangen. Doch seit ich den Blog betreibe und auch schon ein paar Monde davor, merke ich, dass ich wieder richtig Lust auf das Lesen habe und mir nun auch Geschichten zutraue, bei denen ich mit Anfang bis Mitte zwanzig mit einem Kopfschütteln abgewinkt hätte, dass mich das nicht interessiert. Es schlummern auch schon ein paar Bücher in meinem Schrank, auf die sich seit ihrem Erwerb eine regelrechte Lust entwickelt hat, diese zu Lesen. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit.
Also gebt eurer Leselust freien Lauf (den meisten, die hier mitlesen, brauche ich das wohl nicht zu sagen), lasst euch begeistern, einnehmen und dahintreiben in das Land der Fantasie. In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen und lesereichen Sonntag.
Hier noch ein paar interessante Links zu Besprechungen, die mich im Mai angesprochen haben:
Tobi von Lesestunden fragte sich im Mai, woher die ganzen Literaturblogger kommen, die in seiner Topliste vertreten sind. Dabei trat erstaunliches Zutage (z.B., dass nur 8% männliche Literaturblogger vertreten sind). Schaut mal vorbei, auch wegen den anschließenden Diskussionen, die ebenso informativ waren.
Im April ging es schon los mit den Verlagsvorschauen für den Herbst (!). Abgesehen vom Zeitpunkt, an dem diese Prospekte mittlerweile erscheinen, geht es beim Kulturgeschwätz auch um die Art, wie die Bücher in diesen Vorschauen angeboten werden.
Um Dirk Bathens ersten Roman „Zeitgruppe Null“, welches auf dem eBook-Label edel&electric veröffentlicht wird, geht es auf seinem Blog Mentalreserven. Dabei legt er den Fokus vor allem auf den Entstehungsprozess des Buches. Eine Playlist, von Liedern, die er während des Schreibens gehört hat, gibt es obendrauf.
Papiergeflüster hat bei der Blogparade, die sich um das erste eBook deht, mitgemacht. Da ich mittlerweile auch voll im eBook- Fieber bin, werde ich auch noch daran teilnehmen.
Weitere Sonntagsleser:
– Kathrin von Phatasienreisen mit ihrem Sonntagsleserbeitrag
– Norman Notizhefte mit seinem Netzalmanach für April/MaiNetzalmanach für April/Mai
– Caterina mit ihrer Netzrundschau
– Anna von Buchpost mit ihrem Blogbummel
Danke für’s Verlinken!
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Gern :-)
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Jetzt ist’s passiert: :-D
https://schreibkramundbuecherwelten.wordpress.com/2016/06/05/warum-ich-lese/
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Apropos Akte X: Ich hab grad die Akte-X-Anthologie „Vertrauen Sie niemandem“ angefangen – wenn sich das so fortsetzt, wie es angefangen hat, wird das ein tolles Buch!
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Warum Lesen? Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun, aber viele Gründe, es zu tun. Also, keine Frage, oder? :-D
Ich hab als Kind vorgelesen bekommen (Märchen auf jeden Fall, daran kann ich mich noch erinnern), das war vermutlich der Grundstein für die Leselust. Daher bedaure ich alle Kinder, die nicht das Glück haben, in einem Umfeld aufzuwachsen, wo man Kindern eben vorliest. Meine Eltern waren keine Akademiker (Handwerker und Hausfrau), aber das hat sie (vor allem meine Mutter) nicht daran gehindert, mir vorzulesen.
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Es gab bei mir eine Zeit, da war Party machen und mit Freunden ausgehen wichtiger und auch jetzt, mit den Kindern, ist Lesezeit rar. Zum Glück können meine Frau und ich den zwei Zwergen Vorlesen und den beiden so Bücher schmackhaft machen.
Leider gab es in meiner Kindheit kaum Vorlesezeit, es wundert mich also immer mehr, wie ich so ein Bücherwurm werden konnte.
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Eine Zeit, in der Freund & Party wichtiger waren, gab es bei mir auch. Da hab ich außer Pflichtlektüre keine Bücher angefasst. Aber als die wilden Zeiten weniger wild wurden, kam das mit dem Lesen nach und nach wieder. :-D
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Du hast es erfasst. Ein „Kann“- Buch.
Bei Akte X mache ich gerade einen Rerun. Aktuell Ende Staffel 1. Was waren das noch für Zeiten der Fernsehunterhaltung, mit einfachsten Mitteln Spannung erzeugt.
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Muss oben „Freunde & Party“ heißen, und eigentlich gehört „Kino“ da noch mit rein.
— Was Akte X betrifft: Ich bin erst bei Folge 10 der 1. Staffel (die ich damals im TV, glaub ich zumindest, nicht gesehen habe, kann mich aber täuschen – hab die Serie im TV auch nur sporadisch verfolgt) – die Storys werden von Folge zu Folge besser. Wenn das so weitergeht – Hut ab!
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Und da ist Folge 9 oder 10 fast die schlechteste Folge der ganzen Serie (Stichwort NASA :D)
Sind bei Folge 20, kommen aber sehr langsam voran. Ich glaube, da überholst du uns. Was die Qualität betrifft kann man deine Aussage nur bestätigen, sehr gutes Setdesign und wie sie die Spannung erzeugen, ohne viel Effekthascherei, ist oberste Liga
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Die NASA-Folge hab ich noch gar nicht gesehen. Nach der 2. DVD hab ich mit der 4. weitergemacht – das kommt davon, dass die DVDs in der Hülle alle übereinander stecken – da kommt man beim rein- und raustun leicht durcheinander …
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Vielen Dank für Deinen Beitrag. Wir geben uns Mühe ;)
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