Das Jahr geht in Riesenschritten seinem Ende entgegen und 2016 hat bücherseitig für mich einiges bereit gehalten, was ich für meinen kleinen, persönlichen Jahresrückblick zusammenfassen und gern mit euch teilen möchte. Dabei war der Anfang gar nicht so rosig, denn durch eine akute Leseflaute hatte ich die Lust am Lesen und am Bloggen fast schon verloren geglaubt und war nur noch einen Schritt davon entfernt, auch den Blog einschlafen zu lassen (siehe Jahresrückblick vom letzten Jahr). Zu wenig Rückkopplung, zu wenig Lust, zu wenig Input durch Gelesenes. Doch die Wende kam mit dem elektronischen Lesen, wie im Jahresrückblick von 2015 schon geschrieben, und den letzten Dreh gab es mit einem Gerät namens Tolino, welches ich zu meinem Geburtstag bekam, der glücklicherweise auch noch auf den ersten des Jahres fällt. Dieser elektronische Helfer gab mir wieder einen Leseschub, denn durch gewisse Umstände, die zu den schon genannten hinzukamen, war es mir nicht einmal abends vergönnt, in einer bequemen Position lesen zu können. Doch mit dem quadratischen Kasten änderte sich alles. Schnell ein paar Bücher drauf geladen, die ich nicht unbedingt in Papierform zu Hause haben wollte und schon war die Motivation zurück.
Dabei half mir vor allem ein Autor: Horst Eckert. Über diesen habe ich zwar noch keinen Beitrag geschrieben (kommt sicher noch im nächsten Jahr), aber seine gut geschriebenen Krimis brachten mir den Lesespaß zurück, den ich bis dahin sehr schmerzlich über Monate hinweg vermisst habe. Der Name Horst Eckert ist mir dabei das erste Mal über den Weg gelaufen, als ich von seinem Roman „Schwarzlicht“ hörte und eine Besprechung im Feuilleton dazu las. Diese Rezension fixte mich an, dem Werk von diesem Autor näherzukommen. Dabei habe ich für mich den Schritt gewählt, mir die ersten Werke von ihm durchzulesen, die er in den Neunzigern veröffentlichte, um in sein Schaffen hinein zu schnuppern und um seine Entwicklung, das Schreiben betreffend, in konzentrierter Form zu beobachten. Horst Eckert hat mich also wieder ins Spiel gebracht, doch nach drei Krimis von ihm hintereinander weg war ich erst einmal gesättigt.
Mit vollem Tatendrang konnte ich mich wieder dem Lesen widmen, denn dank des eReaders war das Lesen am Abend vor dem Schlafen gehen keine Qual mehr und es ließ sich auch immer wieder ein Buch aus Fleisch, hüstel, Papier und Leinen dazwischen schieben. So konnte ich mir in diesem Jahr viele schöne neue Bücher und auch ältere Werke vor Augen führen. Auf ein paar besondere Momente, die ich über das Jahr verteilt für diesen Blog erlebt habe und die einen bleibenden Eindruck hinterließen, möchte ich im Folgenden noch einmal kurz eingehen.
Richard Lorenz, ein Name, der schon seit einiger Zeit durch die Literaturblogs geistert und mittlerweile auch immer mehr Aufmerksamkeit durch das Feuilleton bekommt (siehe zum Beispiel diesen Beitrag in der Süddeutschen). Frank vom Blog dandelion hatte im letztjährigen weihnachtlichen Trubel wieder eine kleine Weihnachtsgeschichte von Richard auf seiner Seite veröffentlicht (siehe hier). Das Besondere war aber diesmal, dass es diese Geschichte diesmal auch in gedruckter Form geben sollte. Eric Hantsch vom Verlag Cthulhu Libria hatte sich bereit erklärt, eine kleine Auflage von diesem Buch zu drucken, welche innerhalb weniger Tage ausverkauft war. Diese Geschichte hatte in seiner Kürze wieder alles, was Richards Schreiben ausmacht, Melancholie, Hoffnung, Trauer, Horror, fantastisches in der Realität und was seine Geschichten so besonders macht. Diese Geschichte kann man wunderbar innerhalb einer Stunde lesen und sie begeistert durch ihren Flair, ihre Wendung und trotz aller Traurigkeit und Melancholie, sprüht auch immer ein Funke Freude und Hoffnung mit. Solche Texte sollte es viel öfter geben, nah am Menschen und seinen Sorgen und Nöten.
Dann hat mich in diesem Jahr ein Buch begeistert, bei dem sich wahrscheinlich die Geister scheiden. Es geht um „Wunderlich geht nach Norden“ von Marion Brasch (ich weiß, dass es nicht in diesem Jahr erschienen ist, aber ich habe es in diesem Jahr gelesen). Dieses Buch ist reinster Zauber und der Name der Hauptperson ist Programm. Wenn man sich auf den Inhalt und Herrn Wunderlich einlässt, bekommt man eine märchenähnliche Geschichte vorgesetzt, die so verrückt normal ist und von dessen Seiten der Sommer tropft, so dass man meint, die Grillen zirpen zu hören. Angenehmes Lesefutter ohne große Hintergedanken oder Fragen des Lebens, die aufgearbeitet werden müssten.
Es gibt aber auch Phasen im Leben, in denen das Lesen und das Schreiben darüber in den Hintergrund rücken (müssen). Dazu gehören auch Ereignisse wie die eigene Hochzeit und die damit verbundenen Flitterwochen. Ich will euch an dieser Stelle nicht mit Details aufhalten, da das ja immer noch ein Literaturblog ist, aber mir ist in dieser Blogpause, die ich mir in diesem Jahr genommen habe, etwas klar geworden – das ich genau diese Blogpause brauche, um neue Kraft zu schöpfen für die anstehenden Aufgaben im Herbst/Winter, um ein bisschen Vorlauf zu schaffen und um einfach mal zu lesen, ohne den Hintergedanken, dass ich es doch für den Blog noch aufbereiten muss (siehe dazu auch den wunderbaren Beitrag von Muromez, der sich im Nachgang zur Frankfurter Buchmesse genau die Gedanken gemacht hat, die sicher vielen Buchbloggern im Kopf herum schwirren). Man darf eben nicht vergessen, dass es ein Hobby ist, welches nebenbei betrieben wird. Also habe ich für mich beschlossen, dass ich ab sofort in jedem Jahr eine Sommerpause von knapp zwei Monaten einlegen werde.
Im Herbst bis in die aktuellen Tage hinein habe ich mich mit dem Debütpreis beschäftigt und dabei zuerst die eingereichten Titel nach potentiellen Titeln für meine persönliche Shortlist ausgesucht. Dabei konnte ich zwei Titel und einen Verlag für mich entdecken, die mir sehr viel Freude bereitet haben, auch wenn es die Bücher nicht auf die offizielle Shortlist geschafft haben. Der angesprochene Verlag hat es mit einem anderen Titel dann doch die Shortlist erobert und zwar handelt es sich um das Buch „Weißblende“ und somit ist der Verlag auch klar – der Luftschacht Verlag. Insgesamt habe ich für den neu eingeführten Preis für das Beste Debüt, bei dem ausschließlich Literatur- respektive Buchblogger in der Jury sitzen, 8 Titel innerhalb von zwei Monaten gelesen, was für mich einen neuen Rekord darstellt. Diese Anzahl von Büchern, egal wir kurz oder lang geraten, habe ich noch nie in so einem kurzen Zeitraum geschafft (und auch genossen). Diese Arbeit und das vertiefte Auseinandersetzen mit den einzelnen Titeln hat mir sehr viel Freude bereitet und ich würde mich auf eine Wiederholung dessen im Jahr 2017 freuen.
Mehrere Blogtouren wurden dieses Jahr umgesetzt, viele gingen an mir vorbei, drei blieben jedoch in ihrer Einfachheit der Fragestellung und trotz dessen, der komplizierten Beantwortung, haften. Im Fühjahr fragte Sandro Abbate erst sich selbst und dann alle anderen, wie man denn zum Lesen gekommen ist. Heraus kam eine bunte Ansammlung an Texten, die für jeden den unterschiedlichen Start ins Leseleben aufzeigte. 40 dieser Texte werden im Frühjahr in Buchform im homunculus Verlag veröffentlicht (psst, auch mein Text ist dabei).
Zwei weitere Blogtouren kamen diesmal von Birgit, die den Blog Sätze&Schätze betreibt. Die erste Fragerunde war eigentlich schon von 2015, wurde aber von Birgit via facebook noch einmal reaktiviert und siehe da, es gab noch einige Blogger, die danach lechzten, die Frage nach den 10 Büchern zu beantworten, die das eigene Leseleben geprägt haben. Eine einfache Fragestellung, die einen Rattenschwanz an Überlegungen hinter sich her zog. Ich empfand es als sehr interessant, mal wieder in der eigenen Lesevergangenheit zu schnuppern und die alten Schätze wieder auszugraben. Genau das habe ich auch für die zweite Aktion für ein einzelnes Buch gemacht, die unter dem Hashtag MeinKlassiker immer noch läuft. Als diese Aktion bei Birgit mit ihren ersten Beiträgen einschlug, war ich sofort dabei, mir Gedanken zu machen, was denn mein eigener persönlicher Klassiker ist. Herausgekommen ist dabei ein Text zu einem Autor und dessen Buch, bei dem die meisten die Nase rümpfen und der in meinen Augen am meisten fehlbewertete Autor. Die Rede ist von Stephen King, aber lest selbst.
Mit diesen spannenden Geschichten möchte ich mich mit dem Blog nun in die Weihnachtspause verabschieden, denn das ist nun der letzte Beitrag in diesem Jahr, denn die Zeit über Weihnachten bis ins neue Jahr soll zum Luft holen genutzt werden. Danke an euch alle für eure Kommentare, Anregungen und Besuche auf meiner Seite. Es hat mir in diesem Jahr sehr viel Spaß gemacht, die Bücher die ich gelesen habe, für euch zu besprechen und meine Erfahrungen mit euch zu teilen. Allen die hier mitlesen wünsche ich ein paar wunderbare, besinnliche Feiertage, ganz viel Ruhe im Kreise eurer Familien und kommt gut in das neue Jahr. Dort lesen wir uns dan mit neuem Tatendran wieder.
P.S.: Ein bis zwei Rankings dürfen natürlich in einem Jahresrückblick auch nicht fehlen!
Die meistbesuchten Beiträge 2016 (Beitrag veröffentlicht; Besucher)
1.Platz: Erich Kästner – Das doppelte Lottchen (2014, 2638)
2.Platz: Erich Kästner – Emil und die Detektive (2014, 1099)
3.Platz: Jules Verne – Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (2013, 489)
4.Platz: Sonntagsleserei oder Warum Lesen? (2016, 185)
5.Platz: Das Debüt 2016 – Bloggerpreis für Literatur – Meine persönliche Shortlist (2016, 124)
Wie ihr erkennt, stehen die klassischen Bücher bei mir immer noch hoch im Kurs. Wahrscheinlich dank der vielen Schüler, die nach diesen Büchern suchen. Dennoch haben es zwei Beiträge aus diesem Jahr in die Top 5 geschafft, die bezeichnenderweise keine Bücher zum Thema haben. Aus dem Beitrag auf Platz 4 und 39 weiteren von anderen Buchbloggern wird das oben beschriebene Buch über das Lesen, welches im Homunculus Verlag erscheinen wird.
Meine persönliche Top 5 der Bücher, die ich 2016 gelesen habe (Anzahl Besucher)
1.Platz: Shida Bazyar – Nachts ist es leise in Teheran (noch keine Rezension geschrieben)
2.Platz: Marion Brasch – Wunderlich fährt nach Norden (37)
3.Platz: Richard Lorenz – So dunkel die Nacht (114)
4.Platz: Lena Gorelik – Die Listensammlerin (27)
5.Platz: Jonas T. Bengtsson – Wie keiner sonst (50)
Allesamt keine leichte Kost, die auf dieser Liste vertreten ist, jedoch alles Bücher, die mich 2016 enorm beeindruckt haben. Sei es, weil sie eine Geschichte authentisch an den Leser übermitteln, gut unterhalten oder einfach nur so seltsam anmuten, dass man den Alltag vergessen kann. Ich kann diese Bücher durch die Bank weg jedem, der gerne liest, ans Herz legen. Vielleicht ist ja etwas für euch dabei.
P.P.S.: Aus aktuellem Anlass noch eine kleine Ergänzung zu meinen Weihnachtswünschen weiter oben! Trotz aller Trauer, Wut und Orientierungslosigkeit: Genießt die Weihnachtszeit, kommt zur Ruhe, nordet euch neu ein und besinnt euch auf das, was wirklich wichtig ist. Dass man mit seinen nächsten Mitmenschen vernünftig umgeht; dass man sich untereinander hilft und nicht ans Bein pinkelt und dass vor allem etwas mehr Courage einkehrt denjenigen gegenüber, die am lautesten Schreien. Ein Jahr 2016 mit all seinen negativen Energien (obwohl ich gerade Jahreszahlen immer als gute Jahre empfand) sollte sich 2017 nicht noch einmal wiederholen. In diesem Sinne genießt die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr und wir lesen uns dann mit neuen Stoffen 2017 wieder.
Die eigene Hochzeit und Flitterwochen? Herzlichen Glückwunsch. Hoffentlich aber nicht mit einem Buch unter dem Kopfkissen;)
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Lieber Marc,
ich wünsche dir und den Deinigen ebenfalls ein schönes Fest und freue mich aufs Wiederlesen.
Und: ich bin natürlich sehr froh, dass Du wieder zum Bloggen zurückgefunden hast, so rechtzeitig, um #MeinKlassiker und die Zehn Fragen zu bereichern – dafür nochmals herzlichen Dank.
Bis bald und alles Liebe,
Birgit
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Hallo Birgit,
es war mir wie immer eine Freude, deine Aktionen mit ungewöhnlichen Beiträgen zu bereichern. Mal sehen, was 2017 so bereit halten wird.
Ich wünsche dir und deiner Familie ebenfalls ein schönes und ruhiges Weihnachtsfest.
Bis im neuen Jahr.
Liebe Grüße
Marc
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Ich wünsche dir und deiner Familie auch ein wunderschönes, harmonisches Weihnachtsfest! Wir lesen uns im Neuen Jahr wieder!
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Vielen Dank. Dir auch ein schönes, ruhiges Weihnachtsfest und besinnliche Stunden im Kreis der Familie.
Bis im neuen Jahr, mit neuen Vorsätzen.
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