[Projekt Dark Tower]: The Drawing of the three (Drei) – I’ll give you a hell of a trip you honkey mahfah

Am I gonna be amazed?

IMG_20171121_200630_619.jpgWer sich mit Schwarz oder „The Gunslinger” beschäftigt, sich durchgebissen hat, wird zwiegespalten sein. Die einen lieben das Raue und Unwirtliche, was diesem Buch zugrunde liegt. Die Gegenseite wird die Gewalt und negativen Spirit verabscheuen, der von dieser Geschichte ausgeht. Immerhin werden Menschen und Kinder erschossen, werden Opfer gebracht. Das muss nicht jedem schmecken, aber ich muss auch sagen – that’s King, so wie er eben schreibt und mit „The Gunslinger“ liest man eines seiner frühesten Werke. Wie Kathrin von Phantasienreisen in ihrem Beitrag anmerkte, ist es vor allem die Sprache, die ihr neben allen anderen negativen Punkten, zusetzte und, hätte sie von vielen nicht vorgeschwärmt bekommen (auch von mir), wie toll die Reihe noch wird, hätte sie schon nach dem ersten Buch aufgegeben. Nun muss sie aber durch und ihr auch, denn ich habe nun den zweiten Teil der Reihe durchgelesen und kann euch sagen, ihr, die die Reihe noch lesen wollt: Es wird besser, es wird aufregender, es wird spannender und vor allem, es wird ausgereifter. Lasst uns dem Balken weiter folgen.

This really gonna knock your socks off

IMG_20171121_200746_784.jpgMit „The Gunslinger” führte uns Stephen King in eine Welt ein, die dem Untergang geweiht ist. Dieser Verfall ist eng mit dem Dunklen Turm verknüpft und Roland Deschain, der letzte existierende Revolvermann, will diesen Turm erreichen, um seine Welt zu retten. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, um dieses Ziel zu erreichen. Wer diesen Beitrag liest, so nehme ich an, wird zumindest den ersten Band schon kennen und ich kann somit sagen, dass Roland, um den Weg zum Turm fortsetzen zu können, eines der schlimmsten Opfer bringt, welches man sich vorstellen kann.
Noch in Trauer um diesen Verlust und verwirrt durch die immensen, nicht greifbaren Informationen, die Roland durch den Mann in Schwarz erfahren hat, finden wir uns an einem Strand wieder. Völlig entkräftet ruht er sich da aus, als er von krabbenähnlichen Wesen attackiert wird, mehr durch Ka (wie das Schicksal in dieser Welt genannt wird) als durch Verstand entkommt Roland diesen Monstern, wird dabei aber schwer verletzt.
Mit schwindenden Sinnen kommt Roland, wie vom Mann in Schwarz in „The Gunslinger“ vorhergesagt an eine Tür, auf der Prisoner steht und eine Abbildung, die einen Mann zeigt, auf dessen Schultern ein Affe sitzt, der den Mann an Zügeln führt. Diese Tür steht einfach so am Strand, wird durch nichts gehalten und, geht man an ihr vorbei, verschwindet sie einfach. Roland, eher ein pragmatischer Mensch, schreitet zur Tat und öffnet diese Tür, öffnet den Weg zu unserer Welt und macht das erste Mal Bekanntschaft mit Eddie Dean, dem Heroinjunkie, der Rolands Überleben sichern und gleichzeitig, auf irgendeine Weise, sein Wegbegleiter werden soll. Dabei stellen sich folgende Probleme in den Weg: Eddie ist in einem Flugzeug und er ist dabei Drogen zu schmuggeln. Ein abgefahrenes Abenteuer und ein Wettlauf um Leben und Tod beginnen.

Dadda Chum? Didda Chick?

wp-1481225297963.jpgWar der erste Band noch etwas unstet in seiner Erzählweise, was auch dadurch geschuldet war, dass er sich aus fünf, voneinander unabhängig veröffentlichten Kurzgeschichten zusammensetzte, die King zu Beginn seiner Karriere geschrieben hat, setzt der zweite Band „The Drawing of the Three“ oder „Drei“ auf eine stringentere Erzählweise. Die Handlung setzt beinah nahtlos an das Ende von „The Gunslinger“ an und bildez gleich einen Kontrapunkt, denn Roland, der bisher als willensstark und wenig verletzlich erschien, wird gleich zu Beginn schwer verwundet, was ihn im weiteren Verlauf abhängig macht von der Gunst anderer, um zu überleben und um seinem Ziel, den Dunklen Turm zu erreichen, weiterhin entgegenzustreben. Doch diese Hilfe erfordert einen hohen Preis von denen, deren Hilfe er unverlangt eingefordert hat.
Wer mit den Zeitsprüngen, dem Westernsetting und allgemein mit den etwas verschwommen charakterisierten Figuren des ersten Buches nicht viel anfangen konnte, bekommt mit dem zweiten Band eine Geschichte geliefert, die schon eher in die Richtung geht, die Kingleser mögen könnten (nicht müssen wohlgemerkt, denn Horror kommt wieder kaum vor – eher Suspenseelemente). Zum Beispiel die Figurencharaterisierung, die das Innenleben aller Figuren erstaunlich nah an den Leser heranlässt, so dass man mittendrin in der Geschichte steckt, ist in diesem zweiten Teil um einiges ausgeprägter und so, wie man es von King gewohnt ist. Auch einzelne Szenen treten richtig heraus, so ist zum Beispiel das gesamte Setting in Salazars Tower so geschrieben, dass man mittendrin zu sein scheint, und läuft auf einen Showdown hinaus, wie man ihn im Western nicht hätte besser inszenieren können, wie auch das gesamte Kapitel, wie Roland Eddie als seinen ersten Weggefährten in seine Welt „zieht“ ist in meinen Augen filmreif geschrieben, weshalb ich es schade finde, dass sie das für die Verfilmung nicht verwendet haben.

You honkey mahfah

Insgesamt werden drei Türen in dem Buch auftauchen und drei Menschen muss Roland in seine Welt „ziehen“ (drawing), mit deren Hilfe er den Turm erreichen soll. Dabei landet er jeweils in verschiedenen Zeitebenen von New York, welches im weiteren Verlauf der Geschichte (also auch in den anderen Bänden) noch eine gewichtige Rolle einnehmen wird, als Gegenpol zu Rolands Welt und zum Dunklen Turm. Die Menschen, die Roland in den drei Türen findet, könnten nicht unterschiedlicher sein und dementsprechend sind auch die Hauptkapitel aufgebaut. Dazwischen hat Roland immer wieder mit seiner Verletzung zu kämpfen. Hatte ich vor knapp 15 Jahren Probleme beim Zwischenpart, als Roland mit Odetta Holmes/Detta Walker eine schizophrene schwarze Frau zieht, indem nach meinem Empfinden hinter dem schwungvollen Start mit Eddie Dean irgendwie die Puste raus ist, habe ich das Buch nun ingesamt als sehr homogen in seinem Aufbau erfahren. Dem Leser wird kaum eine Pause gegönnt, Fragen aus dem ersten Band werden stellenweise beantwortet, neue aufgeworfen und man ahnt so langsam, wie die Welt von Roland und unsere Realität untrennbar miteinander verknüpft sind. Roland muss sich an mehreren Fronten bewähren und sich als wahrhaftiger Retter des Turms erweisen, indem er die Prüfungen meistert, die ihm auferlegt werden. Dabei dient alles dem Ka und dem Turm, nichts passiert zufällig.

Damnation? Salvation? The Tower!

Was macht nun die Faszination dieses speziellen Bandes aus, der mich damals nach dem eher rauen ersten Teil noch besser in die Welt des Dunklen Turms geführt hat und mich endgültig zum Fan von Roland und seinen Gefährten werden ließ? Zum einen ist es schon das erwähnte Tempo, welches King hier anlegt. Gleich zu Beginn wird Roland schwer verletzt und diese Verletzung muss er durch den gesamten Band schleppen, auch unter der ständigen Gefahr zu sterben und das nicht nur durch die sich in seinem Körper ausbreitende Infektion. Dadurch ergibt sich eine enorme (An)Spannung. Auch die Menschen, die er auf seine Seite holt, sind eine ständige Bedrohung. Eddie Dean, der auf Rolands Seite einen kalten Entzug durchmacht oder die dunkle Seite von Odetta Holmes, die sich Detta Walker nennt, und tödlicher ist als ein Nest Giftschlangen, machen die Mission, Gefährten für seine Reise zu gewinnen, nicht einfacher. Diese Zügel hält King die ganze Zeit in der Hand, bis er alles im letzten Kapitel aufeinander zukommen lässt und man nicht mehr aufhören kann mit lesen. Dabei sind es nicht nur die Splatterelemente oder die Actionszenen, die dieses Buch ausmachen, sondern vielmehr, wie er seine Charaktere formt, wie er ihnen einen Ballast mitgibt und wie sie kämpfen müssen, um diesen Ballast loszuwerden beziehungsweise zu ihren Gunsten zu nutzen, was auch für Roland gilt, der erneut mit dem Jungen Jake Chambers konfrontiert wird, den er in den Bergen für den Turm opferte. Dazu beschreibt King die Einöde des Strandes, der die komplette Geschichte abseits der New York-Passagen Schauplatz ist, so vielseitig, dass es eine Freude ist. Diese Mischung aus Mysterium um den Turm, Charakterisierung der Figuren, auch die, die nur kurz eine Rolle spielen und der Beschreibung der Welten ist das, was King seit jeher drauf hat und für seine Reihe um den Dunklen Turm in Perfektion betreibt. Genau diese perfekte Mixtur ist es, die mich in diese Welt gezogen hat und mich immer wieder dahin führt, nicht umsonst lese ich diese Geschichte zum nun vierten Mal in meinem Leben.

Auf den Spuren der Balken

Ich hoffe, ich konnte euch wieder ein wenig die Faszination zeigen, die in dieser Reihe und speziell in diesem zweiten Buch steckt. Die Reise beginnt nun erst richtig und ihr könnt gespannt darauf sein, was im dritten Band passieren wird, den ich zusammen mit dem vierten Buch zu einem der besten Bücher in Kings Kanon zähle.
Es gab nun eine lange Pause in dem Projekt Dark Tower und wie ihr seht, es ist nicht eingeschlafen. Andere haben in der Zwischenzeit auch weitergelesen. So hat es auch Kathrin von Phantasienreisen geschafft, den zweiten Band zu beenden, obwoh wir beide zwischendrin noch mit „ES“ beschäftigt waren. Sie hatte wie schon beim ersten Buch ein paar Probleme mit der Geschichte, empfand aber, dass sie nun weit mehr nach King klang als „The Gunslinger“. Ich bin gespannt, wie sie die weitere Reise aufnimmt und ob sie ab Band drei auch so in die Geschichte abtauchen kann, wie es bei mir damals auf der ersten Runde passiert ist.
Ich möchte euch nun auch weiterhin aufrufen: Macht mit bei diesem Projekt, schreibt eure Erfahrungen nieder, gebt mir eure Besprechungen zum Buch, verlinkt dieses Projekt. Es würde mich freuen, wenn es weiterhin wächst, denn auch 2018 möchte ich weiter den Spuren der Balken auf dem Rücken der Schildkröte folgen. Long days and pleasant nights.

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12 Kommentare zu „[Projekt Dark Tower]: The Drawing of the three (Drei) – I’ll give you a hell of a trip you honkey mahfah

Gib deinen ab

  1. Na und ob du meine Faszination wieder wecken konntest! Meine Begeisterung für die Reihe wurde auch erst so richtig mit Teil 2 geweckt und ich weiß noch, wie gebannt ich von Eddie war. Ich MUSS den Teil nun endlich nochmal lesen. Danke dass du mich wieder anfixen konntest 🙂

    Gefällt 1 Person

  2. Hallo Marc,

    ein toller Beitrag – man merkt bei deinen Artikeln zum Dark Tower, wie sehr diese Reihe dich immer wieder zu begeistern vermag! Vielen Dank auch für die Verlinkungen!

    Irgendwie wurde ich beim Lesen von „The Drawing of the Three“ das Gefühl nie los, dass diese Lobstrosities bzw. ihr „Dadda chum“ noch in den weiteren Bänden irgendeine Rolle spielen wird. Aber vielleicht war das auch nur wieder ein cleverer Schachzug von King, mich hier auf irgendwelche falschen Fährten zu locken …

    Insgesamt finde ich es toll, wie King im zweiten Band diese einzelnen Fäden immer mehr verstrickt und mit welch ungewöhnlichen Antihelden wir hier auf Reisen geschickt werden. Dazu noch das Derbe und Karge in Rolands Welt und die Schimpfwörter und der Slang – ein großartiges Setting. Dieses Unperfekte, Dreckige und zugleich Faszinierende vermisse ich zu oft in den Neuerscheinungen der letzten Jahre – und es zeigt mir aufs Neue, warum ich so gerne King lese, selbst dann, wenn mich ein Buch oder eine Kurzgeschichte nicht gänzlich überzeugen/ fesseln.

    Mit dem dritten Band starte ich morgen und nachdem ich von dir und anderen gehört habe, dass dieser einer der besten sein soll, bin ich nun extrem neugierig darauf.

    Viele Grüße und einen schönen ersten Advent!

    Kathrin

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Kathrin,

      dann wünsche ich schon Mal viel Spaß mit dem dritten Band, den ich wohl erst im neuen Jahr beginnen werde.

      Wegen den Krabbenwesen: Völlig kalte Spur 😊 Die ganzen Fäden und Andeutungen, die King spinnt, bekommen wirklich erst im dritten und vierten Band Bedeutung. Manches wird dabei weiter erzählt, anderes links liegen gelassen. Faszinierender finde ich dagegen, wie er ab Band 3 Querverweise zu seinen anderen Werken aufbaut. Bin gespannt, wie du diese aufnimmst.

      Wegen der Begeisterung: Das merke ich sogar beim Schreiben. Da, wo mir sonst der Faden abreist und ich nichts mehr sagen kann/will, läuft der Motor bei Besprechungen zum Dunklen Turm einfach weiter.

      Liebe Grüße

      Like

    1. May ya have twice the number!-

      Vielen Dank.
      Magst du vielleicht etwas zum Projekt beisteuern? Hattest du etwas dazu geschrieben? Ja, wer den Turmvirus einmal hat :-)

      Liebe Grüße

      Gefällt 1 Person

      1. Danke. ☺

        Ich hatte damals nur etwas zum Kinofilm im Blog geschrieben. Da ich derzeit in der Planung für meine nächste Geschichte stecke, ist eine größere Rezension derzeit leider nicht drin.

        LG, Susanne

        Gefällt 1 Person

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