In zwei Beiträgen hatte ich mich Ende letzten Jahres meiner erneuten (der mittlerweile dritten) Annäherung dieses Mammutwerks schon gewidmet (siehe hier und hier), bevor ich mich in eine etwas längere Pause vom Blog verabschiedet hatte. Mittlerweile ist viel auf diesem Planeten passiert, unter anderem rollt(e) eine Pandemie über diesen Planeten und Stephen Kings Roman war auf einmal in aller Munde, obwohl die Situationen bei weitem nicht vergleichbar sind. Nun möchte ich euch die abschließende Bewertung dieses Buches nicht vorenthalten und auch, wie sich dieses Buch nun persönlich bei mir einordnet, nachdem ich es als Hörbuch und nach sehr langer Zeit erneut genießen durfte. Eines kann ich schon vorweg nehmen: Den Status, dass es weiterhin in meiner persönlichen Top 3 vertreten sein wird, behält es mit Sicherheit nicht. Dafür hat es dann doch einige Längen und Ungereimtheiten, die man nicht übersehen kann. Außerdem geht King zum Ende der Geschichte an einigen Stellen sehr sorglos mit seinen Figuren um, worauf ich vor allem in der Besprechung für den dritten Abschnitt eingehen möchte. Es ist immer noch ein gutes Buch, aber bei weitem nicht so gut, wie ich es in meiner Erinnerung abgespeichert hatte. Es ist das Buch, mit dem meine Stephen King – Leidenschaft vor fast 25 Jahren begann und das wird mir immer bleiben. Auch die Erinnerung daran, wie es mir zusammen mit ES fast diesen wunderbaren Autor verbaut hatte (dazu veweise ich einfach auf den Beitrag, den ich vor ein paar Jahren bei Birgit für den Blog „Sätze und Schätze“ für die klassischen Lektüren geschrieben hatte – klick).
Eine kleine Auffrischung
Während der erste Abschnitt, bei dem die Apokalypse und das Massensterben über die Menschheit einbricht, recht flott abgehandelt ist, verweilt man im zweiten Abschnitt recht lang. In diesem finden sich die Überlebenden zusammen, entweder auf der guten oder bösen Seite, und versuchen da, sich ein neues Leben einzurichten beziehungsweise werden auf der bösen Seite massenweise Waffen gehortet und Leute für das letzte Gefecht trainiert, um die Menschen auf der guten Seite zu vernichten. Der Abschluss mit dem dritten Abschnitt des Buches kam dann im Vergleich recht rasch daher, vor allem, wenn man diesen mit dem sehr langen Mittelteil vergleicht.
Sorgloser Umgang mit dem vorherigen Aufbau
Was mir beim Abschluss bei dem nun dritten Lese- beziehungsweise Höranlauf nicht gefallen hat, war, dass vieles, was vorher aufgebaut wurde, sehr schnell weggewischt wurde beziehungsweise Dinge, die mühsame Einleitungen hatten, völlig ohne Zwang wieder fallen gelassen werden. Da wird eine Figur wie Nadine über viele hunderte von Seiten als die zukünftige Geliebte des Bösen aufgebaut, nur um dann in einem Wimpernschlag weggewischt zu werden. Ebenso auch Harold, der im gesamten Buch immer unheimlicher wurde, was ich als richtig gut aufgebaut empfand, und dem eine besondere Rolle zugedacht war, einfach mit einem Fingerschnippen beiseite gefegt. Auch der große Endkampf, der da angedeutet wird, findet eigentlich nicht statt, denn auch hier ist es nur ein Wimpernschlag und schon vorbei. Wobei sich das irgendwie auch logisch anfühlt, denn so einen Gegenspieler wie den Dunklen Mann beziehungsweise Randall Flagg, wie er sich selbst nennt, kann man nur so besiegen, wie es dann im Buch passiert.
Micht mehr Top 3, aber ein besonderer Platz in meinem Herzen
Trotz dieser etwas negativen Entwicklungen war das Buch in meinen Augen wieder eine (fast) runde Sache. Es ist eine groß angelegte Geschichte mit sehr vielen Figuren, die man erstmal versuchen muss, im Überblick zu behalten. Auch Stephen King gab in späteren Interviews zu, dass er es als schwer empfand zum einen die ganzen Figuren zusammenzuhalten und ebenfalls diese Geschichte im Mittelteil nicht noch mehr ausufern zu lassen. King hatte viele gute Ideen eingebracht und aufgezeigt, wie sich eine Gesellschaft nach einer solchen globalen Katastrophe aufbauen ließe. Doch verliert er sich irgendwann auch darin und muss sich eines Tricks bedienen, um den Knoten zu lösen. Das gelingt ihm auch mit maximaler Wirkung. Den dritten Abschnitt dagegen empfand ich dann sogar als zu kurz. Er handelt viele Sachen viel zu schnell ab und lässt vieles schneller fallen, als mir lieb war. Daher auch ein wenig die Abwertung in meiner Gesamtwertung von diesem Buch, welches ich immer noch als eines seiner besten erachte, aber ich muss meinen eigenen King- Kanon in der Reihenfolge etwas durcheinanderwirbeln und The Stand in meiner langfristigen Bewertung aus der Top 3 rutschen lassen, einen besonderen Platz in meinem Herzen wird dieses Buch aber trotz allem immer haben, denn es hat mir die Türen zu den Werken von Stephen King vor etwas mehr als 25 Jahren geöffnet. Etwas, was ES zum Beispiel nicht geschafft hat. Und diese Tür ist weit offen geblieben, wie das Projekt Stephen King nun eindeutig zeigt.
Verbindungen zum Dunklen Turm?
P.S: Und warum ich nun ausgerechnet nach fast einem Jahr mit dem Beitrag zu diesem Buch ankomme? Der Grund liegt auch mit am Dunklen Turm, denn im vierten Teil dieser Reihe landet das Ka-Tet in der Welt, in der die Katastrophe passiert ist, die in The Stand beschrieben wird und wenn man genau hinschaut, ist uns Randall Flagg kein Unbekannter. Denn dieses mit magischen Fähigkeiten beschaffene Wesen ist auch als Der Gute Mann, Marten oder Der Mann in Schwarz bekannt. Somit zeigt Stephen King gerade in Glas auf, wie eng verzahnt seine Bücher mit dem Dunklen Turm sind und das sich fast alle Phänomene aus seinen Romanen auch mit dem Dunklen Turm erklären lassen. UndGlas ist das Buch, welches ich euch als nächstes vorstellen möchte und mit dem ich neben dem Projekt Stephen King nun auch endlich wieder das Projekt Dark Tower aus der Versenkung zurück hole.
Kommentar verfassen - Mit dem Absenden des Kommentars geben Sie gleichzeitig ihr Einverständnis zur Datenschutzerklärung auf dieser Seite